Bei der Kampfkunst ist es wie überall im Leben. Es kommt darauf an in gewissen Momenten nachzugeben und weich zu sein, wie Grashalme und in anderen Momenten hart und unnachgiebig wie ein Baumstamm zu sein. Diese beiden Eigenschaften sind es, die es gilt zu kombinieren. Wasser kann ruhig fließen plätschern und tropfen und sich so anpassen, dass es durch engste Felsspalten hindurchfließt. Es kann jedoch auch eine unglaubliche zerstörerische Kraft entfalten und hart aufschlagen. Dieses Bild sollte sich ein Kampfkünstler immer vor Augen halten. Sich im richtigen Moment anzupassen, die richtige Antwort zu haben ist hierfür elementar wichtig.

Wir entdecken uns im Training selbst und lernen unsere Kräfte und Emotionen zu kontrollieren. Denn der einzige und größte Gegner, den wir haben, sind wir selbst. Die Stärke, die wir innehaben, sollten wir immer zum Erreichen unserer Ziele einsetzen, dabei jedoch niemals die Grenzen anderer und die persönliche Freiheit anderer verletzen. Deshalb dürfen Dinge, die wir im Training lernen, auch nur zum eigenen oder zum Schutze anderer eingesetzt werden.

Ein wichtiges Ziel sollte sein, mit uns selbst in Einklang zu kommen und ruhig und gelassen unseren Weg zu beschreiten. Natürlich werden uns Dinge von außen beeinflussen und wir werden diesen Einflüssen in manchen Bereichen erliegen oder auf unserem Weg Kompromisse eingehen müssen. Wichtig ist nur, dass wir uns darüber im Klaren sind und dennoch nie unsere Ziele aus den Augen verlieren, da wir ohne Ziele orientierungslos sind.

Wing Tzun ist für mich mehr als nur Kampfkunst; es beschreibt auch meine Lebenseinstellung. Es hilft uns allen unsere Stärken und Schwächen zu erkennen, unsere Grenzen auszuloten und mit einer positiven Einstellung durchs Leben zu gehen.

Sifu Hassan Mahamid